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Kunst in Niederbayern

Rudolf Böttger: Schulkinder

Foto: Florian Jung

Daten:

Künstler: Böttger, Rudolf

Lebensdaten: 1887–1973

Gattung: Malerei

Datierung: 1954

Adresse: Berger Straße 29, 94469 Deggendorf

Der Maler Rudolf Böttger (1887-1973) stammte aus dem Egerland und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte und unter anderem nach 1938 im „Gaukulturrat“ für Malerei zuständig war. 1945 verschlug es Böttger nach Metten bei Deggendorf. Nach 1952 wohnte er in Regensburg-Prüfening.

Im 19. sowie im frühen 20. Jahrhundert entstanden außerhalb des historischen Stadtkerns von Deggendorf zahlreiche Gebäude. Als die Stadt 1877 an die Waldbahn angeschlossen wurde, befand sich der Bahnhof in der Gemeinde Schaching. Deren Eingemeindung im Jahre 1935 brachte eine Vergrößerung der Fläche der Stadt von ca. 4,5 auf 16 Quadratkilometer mit sich und ermöglichte in der Nachkriegszeit folgende Entwicklung: Man nahm – unter anderem wegen des mit dem Kriegsende einsetzenden Anstiegs der Einwohnerzahl – auf der Basis eines Wirtschaftsplans (1949) die systematische Stadterweiterung in Angriff. So entstanden vor allem nördlich und nordwestlich der Altstadt Wohn- und Gewerbegebiete sowie öffentliche Gebäude.

In diesem Zusammenhang ist die Errichtung der Martinsschule (Berger Straße 29) in den frühen 1950er Jahren zu sehen. Der Name stammt von der ebenfalls zu dieser Zeit entstandenen benachbarten Kirche. Das Gebäude, in dem zunächst eine katholische Knabenschule sowie eine evangelische Volksschule und eine Berufsschule untergebracht waren, wurde schrittweise 1954 und 1955 bezogen.

An der Fassade befindet sich Rudolf Böttgers Sgraffito mit dem Titel „Schulkinder“ aus dem Jahre 1954. Es ist ein gutes Beispiel für in der Nachkriegszeit verbreitete idyllisch-verklärende Motive, die im Zusammenhang mit einer gewissen ‚Flucht‘ aus einem Lebensalltag zu sehen ist, der durch die NS-Zeit beziehungsweise den Zweiten Weltkrieg und deren Folgen auf vielfältige Weise belastet wurde.

Im Jahre 2016 sorgte die Frage, wie mit dem Kunstwerk umzugehen sei, für öffentliche Diskussionen. Zunächst hatte der Stadtrat dessen Beseitigung im Rahmen einer geplanten energetischen Sanierung beschlossen, diese Entscheidung dann aber wieder rückgängig gemacht. Bei der für 2020 geplanten Generalsanierung und Erweiterung des Schulgebäudes soll das Sgraffito nun in eine moderne architektonische Gestaltung integriert werden.
(Florian Jung, Kreisheimatpfleger Deggendorf)

Foto: Florian Jung
Foto: Stadtarchiv Deggendorf
Foto: Stadtarchiv Deggendorf
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