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Kunst in Niederbayern

Rudi Schmidt: Der Seher Stormberger

Foto: Lisa-Marie Eder

Daten:

Künstler: Schmidt, Rudi

Gattung: Malerei

Datierung: 2001

Inschriften: In Spiegelschrift: WENN AUF DEM | ZWIESELER | KIRCHTURM | BÄUME | WACHSEN ..... | DIREKT AN | KLAUTZENBACH | VORBEI WIRD | DER EISERNE | HUND BELLEN. | UND NOCH IM TOD | GEB' ICH EUCH | EIN ZEICHEN +.

Adresse: Angerstraße 34, 94227 Zwiesel

Eigentümer: Privat

Ein großes komplexes Wandbild an einer Hausfassade am Angerpark ist dem in der Region als Mühlhiasl bekannten Seher Stormberger gewidmet. Um das Bild und dessen dargestellte Symbolik zu verstehen, bedarf es Wissen über die betreffende Prophezeiung. Ebendiese ist, hinterlegt mit quadratischen Feldern in Gelb, Ocker und Weiß, in Spiegelschrift in der linken unteren Ecke vorzufinden: „Wenn auf dem Zwieseler Kirchturm Bäume wachsen… Direkt an Klautzenbach vorbei wird der Eiserne Hund bellen. Und noch im Tod geb‘ ich euch ein Zeichen.“ Der als alter Mann mit langem weißem Bart und Haar dargestellte Mühlhiasl steht, in eine bis zum Boden reichende Kutte gekleidet, rechts der Bildmitte. Er lächelt schelmisch und blickt mit hochgezogenen Brauen in die Ferne. Den rechten Arm hat er zum Kopf gehoben, wo er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf seine Stirn deutet. Der andere Arm ist nicht sichtbar. Um die menschliche Gestalt wirr verteilt sind unterschiedliche Elemente, die abstrakt miteinander verschwimmen: Rechts hinter dem Seher steht eine lange, schlanke Pyramide auf dem Kopf. Innerhalb der Form, welche mit Gelb- und Orangetönen gestaltet ist, sind eine Reihe an Häusern zu sehen, über welche hinweg eine große Zahl an Kriegsbombern fliegt. Die Pyramide wird unterhalb ihrer Mitte von einem Wagenrad unterbrochen, welches zugleich ein trapezförmiges Holzbrett überschneidet. Dieses lenkt das Auge des Betrachters zum linken Bildteil, welcher von einem großen, hölzernen Wagen eingenommen wird. Die hintere Achse des Gefährts hängt schief. Zwischen den zwei linken Rädern zu sehen ist ein großes, nach oben blickendes, menschliches Auge, dessen braune Farbgestaltung sich stark vom umliegenden, hellen Blau abhebt. Das Auge scheint seine Aufmerksamkeit auf eine nur schwer erkenntliche Figur auf dem Wagen gerichtet zu haben. Dort zu finden ist der Oberleib eines Skeletts. Dieses hat das Haupt nach vorne gesenkt und beide Arme in unnatürlichen Winkeln darüber erhoben. Die knochigen Hände umgreifen ein Kreuz. Unter dem Holzwagen zu finden ist eine im Profil abgebildete Lokomotive mit drei Wagen. Aus den Dampfwolken der Eisenbahn formt sich ein der Fahrtrichtung entgegenlaufender Hund mit weit aufgerissenem Maul. Der gesamte Hintergrund in diesem Bereich ist mit einem zarten Blau gefüllt. Oberhalb des Holzwagens ist die Silhouette eines Nadelwaldes grün gestaltet, über welchem ein heller, gelber Himmel hängt. Die hier abgebildete Prophezeiung, welche sich auf den Ausbruch des 1. Weltkriegs bezieht, gilt als eine von Mühlhiasls bekanntesten Vorhersagen, da sich Elemente wie der Baum aus dem Kirchturm und die Bahnstrecke bei Klautzenbach zur damaligen Zeit tatsächlich nachvollziehen lassen. (Lisa-Marie Eder)

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