Karl Reidel: Hl. Johannes-Brunnen
Daten:
Künstler: Reidel, Karl
Lebensdaten: 1927–2006
Gattung: Brunnen
Material: Bronze und Granit
Abmessung: Hl. Johannes (ohne Stab): 1,45 x 0,50 x 0,40 Meter; Brunnentrog: 0,70 x 2,45 x 2,45 Meter
Datierung: 1979
Adresse: Rindermarkt 10 (Innenhof des Seniorenheims St. Johannis-Spital), 94032 Passau
Eigentümer: Stadt Passau
Karl Reidel wurde 1927 in Landshut geboren. Nach seiner Rückkehr aus dem zweiten Weltkrieg begann er 1945 seine Lehre als Steinbildhauer und studierte anschließend von 1948 bis 1954 an der Akademie der bildenden Künste in München. Während dieser Zeit freundet er sich mit Fritz Koenig an, mit dem zusammen er auch verschiedene Aufträge ausführte. 1954 wurde er in die Neue Gruppe München aufgenommen und beteiligte sich in den folgenden Jahrzehnten an diversen nationalen und internationalen Ausstellungen. Er lehrte 1962 im Rahmen einer Gast-Professur an der Notre Dame Universität und wurde 1969 mit dem Kulturpreis Ostbayern ausgezeichnet. 1970 richtete auf dem eigenen Grundstück in Obergangkofen eine Gießerei ein. Heute befindet dort ein Skulpturengarten, der nach Anmeldung besichtigt werden kann. Reidel beschäftigte sich bis zu seinem Tod im Jahr 2006 intensiv mit dem Bronzeguss. Zahlreiche Arbeiten von ihm sind im öffentlichen Raum Niederbayerns zu finden.
Etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche des achteckigen Brunnens im Innenhof des Seniorenheims St. Johannis-Spital steht eine Statue von Johannes dem Täufer, dem Patron dieses Altenheims. Der Heilige wird kerzengerade stehend und mit seinen unverwechselbaren Insignien, dem Lamm und einem Stab mit Kreuz, dargestellt. Den über zwei Meter langen Stab hält er in der rechten Hand, während das Lamm auf seinem abgewinkelten linken Unterarm sitzt. Auffallend ist, dass sowohl der Hl. Johannes als auch das Lamm mit weitaufgerissenen Augen dargestellt wurden. In seinem Gesicht stechen die lange Nase und der dichte Vollbart hervor. Seine gekringelten Haare bedecken den gesamten Hinterkopf und enden vorne knapp oberhalb der Augenbrauen und hinten im Halsbereich. Der Hl. Johannes trägt eine bodenlange, gerade verlaufende Robe, die mit einem Muster, bestehend aus ungleich verlaufenden kurzen Strichen, verziert ist. Diese Musterung lässt sich auch im Fell des Lammes wiederfinden. Über der Robe trägt der Heilige Johannes einen langen Umhang, der seine Schultern bedeckt und im Halsbereich etwas absteht. Dieser eigentlich bis zum Boden reichende Umhang dient auch als Unterlage für das Lamm und diese lockere Spannung lässt im Hüftbereich der Bronzestatue drei deutliche Falten erkennen. Außerdem ist im Bauchbereich eine schmale, unscheinbare Kordel sichtbar, die seine Robe etwas tailliert. Die nackten Füße der Statue treten unter der Robe hervor und sind ein wenig nach außen gespreizt. Das Säulenpodest ist etwas größer als die Fußsohlen der Skulptur und aus acht kleinen Löchern strömt Wasser in den 70 cm tiefen Brunnen. Der Trog steht auf einer achteckigen Stufenbasis aus Granit, welche eine Höhe von 25 cm und eine Tiefe von 40 cm besitzt. Links hinter der Statue grenzt die Brunnenwand unmittelbar an die Terrasse des benachbarten Cafés und an der Wand hinter dem Hl. Johannes wurde eine Tafel angebracht, die Informationen über den Brunnen und seine Aufstellung anlässlich der Renovierung des Altenheims St. Johannis-Spitals enthält. Auf der Brunnenwand zur Linken des Heiligen Johannes verweist eine kleine Tafel darauf, dass es sich bei dem für den Brunnen verwendeten Wasser nicht um Trinkwasser handelt. Der Brunnentrog wurde der Stadt Passau von ihrer Partnerstadt Hauzenberg anlässlich ihrer Stadterhebung im Jahre 1978 gestiftet. Vertreter der Stadt Hauzenberg sowie über 50 weitere Ehrengäste, wie zum Beispiel der damalige Oberbürgermeister der Stadt Passau, Dr. Emil Brichta, und Regierungsvizepräsident Wilhelm Saubert, nahmen an den Eröffnungsfeierlichkeiten, die gleichzeitig als Enthüllungsveranstaltung des Brunnens zu verstehen ist, teil. Im Zuge der Eröffnung wurde das Altenheim vom Passauer Stadtpfarrer Dr. Mochti und Dekan Strohm gesegnet und musikalisch wurden die Feierlichkeiten von einem Streichquartett untermalt. (David Würleitner)
Quellen:
Passauer Neue Presse vom 7. Juni 1977.
Passauer Neue Presse vom 9. März 1979.
Passauer Neue Presse vom 26. Juni 1979.