Karl Reidel: Franziskusbrunnen
Daten:
Künstler: Reidel, Karl
Lebensdaten: 1927–2006
Gattung: Brunnen
Material: Bronze
Datierung: 1991
Adresse: Kurplatz, 94086 Bad Griesbach im Rottal
Karl Reidel wurde 1927 in Landshut geboren. Nach seiner Rückkehr aus dem zweiten Weltkrieg begann er 1945 seine Lehre als Steinbildhauer und studierte anschließend von 1948 bis 1954 an der Akademie der bildenden Künste in München. Während dieser Zeit freundet er sich mit Fritz Koenig an, mit dem zusammen er auch verschiedene Aufträge ausführte. 1954 wurde er in die Neue Gruppe München aufgenommen und beteiligte sich in den folgenden Jahrzehnten an diversen nationalen und internationalen Ausstellungen. Er lehrte 1962 im Rahmen einer Gast-Professur an der Notre Dame Universität und wurde 1969 mit dem Kulturpreis Ostbayern ausgezeichnet. 1970 richtete auf dem eigenen Grundstück in Obergangkofen eine Gießerei ein. Heute befindet dort ein Skulpturengarten, der nach Anmeldung besichtigt werden kann. Reidel beschäftigte sich bis zu seinem Tod im Jahr 2006 intensiv mit dem Bronzeguss. Zahlreiche Arbeiten von ihm sind im öffentlichen Raum Niederbayerns zu finden.
lm Auftrag der Stadt Griesbach wurde 1990 durch das Ingenieurbüro Kessler ein beschränkter Wettbewerb ausgeschrieben für einen achteckigen Brunnen mit hoher Mittelsäule, der auf dem Promenadenplatz von Bad Griesbach Aufstellung finden sollte. Aus diesem Wettbewerb ging der Bildhauer Karl Reidel aus Obergangkofen als Gewinner hervor und erhielt 1991 den Auftrag zur Erstellung eines Brunnens aus Bronze.
Den Brunnen in Bad Griesbach widmete Reidel dem Heiligen Franziskus. Diesen platzierte er hoch oben auf eine drei Meter hohe, sich nach oben verjüngende, glatte Mittelsäule mit dem Stadtwappen von Griesbach. Angelehnt an einen Baum, auf dessen verzweigten Geäst Vögel sitzen, predigt der Hl. Franz von Assisi, der Gründer des Franziskanerordens (1181/82-1226), Menschen und Tieren. Umgeben ist der Heilige von typischen Rottaler Haustieren wie Pferd, Kuh, Ziege, Hund und verschiedenen Geflügelarten auf dem achteckigen Brunnenrand.
Der Bildhauer sieht den Brunnen als Mahnmal ökologischen Denkens und Handelns und den HI. Franziskus als Symbolfigur bzw. Schutzpatron für eine heile Umwelt‚ die wiederum Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefinden (Kurbad) ist. Die Tauben auf dem Baum symbolisieren zusätzlich Frieden.
Sowohl die Brunnenarchitektur als auch die Franziskusfigur und die Tiere sind in strengen, klaren Formen gehalten. Der Franziskus weist die stilistischen Merkmale einer romanischen Skulptur auf: Frontalität, Vereinfachung auf die Grundformen, Starrheit der Gewandform. Es ist, wie in der Romanik, keine natürlich dargestellte Figur - so ist sie auch nicht vollplastisch -, sondern weist in ihrer Stilisiertheit auf die immaterielle Ebene des Geistes. Auch die Tiere sind, wenngleich naturgetreu dargestellt, auf die Körpergrundformen reduziert Künstlerisch bearbeitet, d.h. zisiliert hat Reidel zusätzlich die aus Haaren bestehenden Teile, wobei vor allem Hund und Pferd sehr ausführlich "gezeichnet" wurden.
Eine Gedenktafel ist am "Hotel Maximilian" angebracht. Am Brunnenrand sind neben dem Namen des Bildhauers dessen Helfer bei den Gußarbeiten, Helmut Graf und Bruno Hlady, aufgeführt.
Quelle:
Stadtbuch bad Griesbach/Gundrun Wimmer, Stadt Bad Griesbach