Jutta Wimmer: Narrenbrunnen Teisbach
Daten:
Künstlerin: Wimmer, Jutta
Lebensdaten: * 1965
Gattung: Brunnen
Material: Bronze
Datierung: 2004
Adresse: Marktplatz, 84130 Dingolfing, Ortsteil Teisbach
Eigentümer: Stadt Dingolfing
Der Stolz der Teisbacher ist die Bedeutung ihres Ortes als „Narrenhochburg“, die bereits auf eine über 150-jährige Tradition zurückblicken kann. In der von 1883 bis 1887 herausgegebenen „Beschreibung des Amtsbezirks Dingolfing“ spricht der Verfasser auf Seite 119 von der Tradition des Teisbacher Fasching. Er schreibt: „die unermüdlichen Ritter des Prinzen Karneval aber sind die Teisbacher, welche alljährlich mit neuen, originellen Schaustellungen auf den Plan treten...“. Bei der Vorbereitung auf den alljährlichen Faschingsumzug mit prachtvoll geschmückten Wagen am Faschingssonntag hilft auch heute noch die gesamte Bevölkerung mit. Es ist keine Seltenheit, dass zu diesem Spektakel 20.000 Besucher aus ganz Deutschland anreisen! Aufgrund der beschriebenen historischen Bedeutung des Faschings und seines hohen Identifikationswertes für die Bevölkerung wurde nach den Vorstellungen der Dingolfinger Künstlerin Jutta Wimmer im Jahr 2004 dieser Brunnen geschaffen. Der „Narr“ ist mit dem Thema „Wasser“ verbunden worden. Seine Narretei besteht darin, dass er an einem „Dorfpumpbrunnen“ Wasser zu holen versucht mit Hilfe eines Eimers, der im Boden und über dessen Ring dummerweise zahlreiche Löcher aufweist. Vor Überraschung springt der Narr nach vorne in den Brunnen und blickt mit verdutztem Gesichtsausdruck auf die „Bescherung“ des undichten Eimers. Der bronzene Brunnen kann natürlich nicht wirklich gepumpt werden, sondern läuft ständig. Durch das oben einfließende und aus dem Eimer mannigfach strahlenförmig abfließende Wasser entsteht ein lebendiges Wasserspiel. Der Markt Teisbach besaß früher die Befugnisse der niederen Gerichtsbarkeit. Zum Zweck der Abstrafung leichterer Vergehen wurde deshalb zu Beginn des 18. Jhd. u. a. ein sog. „Straf- oder Narrenhäuschen“ aufgestellt, wie es auch in anderen Ortschaften üblich war. Zur Erinnerung daran ist an der Brunnensäule ein Narr dargestellt, wie er aus dem Narrenhäuschen herausschaut. Wer den so an den Pranger Gestellten aber allzu neugierig beäugt, dem erteilt er unverschämt grinsend eine Lehre: Unter dem Narrenhäuschen ist als Schriftzug angebracht: „Jetzt sind uns zwei!“ Auf Knopfdruck soll der Narr außerdem frech aus dem Häuschen herausspucken können. An normalen Tagen wird er so zum Trinkwasserspender, bei Feierlichkeiten aber könnte man dort Bier abzapfen. Das Brunnenbecken ist der historischen Entwicklung gemäß mit dem alten Teisbacher Wappen und dem Dingolfinger Wappen geschmückt werden. Um die glatten Flächen zu strukturieren, wurden die drei Wasserläufe des Teisbacher Wappens (s. Name Teisbach) und die Rauten beider Wappen (s. Landshuter herzogl. Wappen, Hinweis auf bay. Landesherrschaft) als vereinzelte, reliefartige Ornamente eingearbeitet.
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