Josef Paleczek: Hausierer
Daten:
Künstler: Paleczek, Josef
Lebensdaten: * 1939
Gattung: Plastik/Skulptur
Material: Bronze
Datierung: 2012
Adresse: Passauer Straße 77, 94577 Winzer
Josef Paleczek wurde 1939 in Linz geboren. Nachdem seine Familie im Zusammenhang mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus Oberplan (Sudentenland) vertrieben worden war, ließ sie sich in der Gegend von Landau nieder. Paleczek legte an der dortigen Realschule 1956 die Mittlere Reife ab und wechselte nach einem zweijährigen Praktikum beim Straßenbauamt an die Staatsbauschule München. Nach 1961 war der Bauingenieur hauptsächlich als Bauleiter tätig. Von 1978 bis 2001 war er beim Flurbereinigungsamt Landau (heute Amt für Ländliche Entwicklung) mit der Dorferneuerung befasst. Paleczek, der schon seit der Schulzeit künstlerisch aktiv ist (Aquarelle, Skulpturen, Plastiken), begann 1989, Objekte für den öffentlichen Raum zu schaffen. Diese wurden unter anderem anlässlich des Abschlusses von Dorferneuerungsmaßnahmen aufgestellt. Der Künstler legt Wert auf die Gegenständlichkeit seiner Werke, um deren Akzeptanz bei der Bevölkerung zu gewährleisten.
Im Mittelalter sowie in der Frühen Neuzeit bestand Winzer aus zwei Ortsteilen: In Oberwinzer befanden sich die Burg und der Markt, in Unterwinzer steht seitdem unter anderem die Pfarrkirche. Um 1800 stieg die Einwohnerzahl durch die Gründung von drei Kolonien. Mittellose Familien sollten durch die Bewirtschaftung von kleinen Hofstellen eine Lebensgrundlage erhalten. Da die jeweiligen landwirtschaftlichen Flächen zu klein waren, waren die Bewohner auf andere Einnahmequellen angewiesen. Daher begann in Winzer die Verarbeitung der in den Donaualtwassern wachsenden Weiden zu Korbwaren. Zunächst wurden wilde, später Kulturweiden verwendet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Bebauung des Straßenzugs zwischen den beiden ursprünglichen Ortsteilen. 1873 wurde die kurz zuvor gegründete Korbflechterschule von der Familie Mosler übernommen und zu einer Fabrik für Korbwaren und Bürsten ausgebaut. Die Firma Mosler vertrieb auch Produkte, die zahlreiche Familien in Heimarbeit herstellten. Deren Erzeugnisse wurden außerdem von Hausierern aus Winzer überregional verkauft.
2012 wurde durch die Gemeinde die Instandsetzung des ursprünglich aus dem frühen 19. Jahrhundert stammenden Wirtshauses zur Post und die Neugestaltung des umliegenden Areals abgeschlossen. Somit ist in Winzer eine neue Ortsmitte entstanden. Die dort platzierte Bronzeplastik von Josef Paleczek stellt einen Hausierer mit seinem Hund und seinem Wagen dar, auf dem Korbwaren geladen sind.
Das im Nordosten des Platzes befindliche, 1905 errichtete Lagerhaus der Firma Mosler wurde ebenfalls durch die Gemeinde instandgesetzt und in ein begehbares Museumsdepot umgestaltet, das im Laufe des Jahres 2021 eröffnet werden soll. In dem Gebäude werden Gegenstände, die an die Korbwaren- sowie Bürstenherstellung erinnern, aufbewahrt und präsentiert. Die Besichtigung ist im Rahmen von Führungen möglich. (Florian Jung, Kreisheimatpfleger Deggendorf)
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