Iskender Yediler: Heiliger Mauritius, Märtyrer
Daten:
Künstler: Yediler, Iskender
Lebensdaten: * 1953
Gattung: Plastik/Skulptur
Material: indischer Granit, gefertigt in Thailand
Datierung: 2009
Adresse: Guntherweg 3, 94557 Niederalteich
Eigentümer: Gemeinde Niederalteich
Iskender Yediler wurde 1953 in Eskişehir (Türkei) geboren. Seine Familie gehörte den nach 1944 unter Stalin verfolgten Krimtataren an, war deshalb in die Türkei geflohen und kam 1961 nach Deutschland. Yediler besuchte 1972 bis 1974 in München die Fachoberschule für Gestaltung, danach setzte er seine Ausbildung an der dortigen Fachhochschule für Gestaltung fort (1979 Diplom für Grafikdesign). Anschließend studierte er Bildhauerei (1981 bis 1983 an der Aklademie der Bildenden Künste in München, 1984 bis 1987 an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf). Yediler wohnt und arbeitet in Berlin.
Der heilige Mauritius lebte der Legende nach im späten dritten Jahrhundert nach Christus und war der Anführer der Thebäischen Legion, in der Christen dienten, die aus dem heutigen Ägypten stammten. Die Einheit war in Agaunum (heutiges Saint-Maurice im Schweizer Kanton Wallis) stationiert. Weil sich die Soldaten weigerten, den römischen Göttern zu opfern beziehungsweise Christen zu verfolgen, richtete man um 300 unter Maximianus (Mitregent Kaiser Diokletians) jeden zehnten Mann hin. Da die Legion dennoch standhaft blieb, wurden alle Soldaten enthauptet. Einige Mitglieder der Thebäischen Legion waren zu dieser Zeit im Rheinland stationiert und fanden dort ihr Martyrium. Um 380 erhob man die Gebeine der im heutigen Saint-Maurice zu Tode gekommenen Männer und erbaute eine Kirche. Um 500 entstand dort ein Kloster. Mauritius und seine Gefährten wurden vor allem in Burgund (Teil des Frankenreichs) sehr verehrt. Als in den 740er Jahren das Kloster Altach (Niederaltaich) gegründet wurde, unterstellte man es aufgrund der engen Beziehungen zwischen Burgund und Baiern dem Patrozinium des heiligen Mauritius.
Iskender Yediler wurde 2008 auf Niederalteich aufmerksam und suchte dort einen Standort für einen Mauritius-Kopf. Zu dieser Zeit gab es bereits drei von ihm entworfene vergleichbare Werke: Es handelt sich um die Köpfe von Cassius und Florentius (jeweils in Bonn) sowie Gereon (in Köln). Diese gehören zu den Soldaten, die der Legende nach im Rheinland ihr Martyrium fanden. Nachdem sich im Kloster Niederaltaich kein geeigneter Platz gefunden hatte, nahm die Gemeinde unter Bürgermeister Josef Thalhammer das Angebot einer Finanzierung des Objektes durch in die USA ausgewanderte Deutsche an, die anonym bleiben wollen. Der Mauritius-Kopf wurde in Thailand aus dort abgebautem schwarzem Granit gefertigt und wiegt etwa neun Tonnen. Die Einweihung des vor dem Rathaus platzierten Kunstwerks fand am 3. Mai 2009 statt. (Florian Jung, Kreisheimatpfleger Deggendorf)