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Kunst in Niederbayern

Hilda Sandtner: Wandteppiche St. Martinskirche

Foto: Norbert Neuhofer

Daten:

Künstler: Sandtner, Hilda

Lebensdaten: 1919–2006

Material: Stoff

Datierung: 1960

Adresse: Egger Straße 11, 94469 Deggendorf

Hilda Sandtner wurde 1919 Türkheim geboren und war zunächst Volksschullehrerin. Da ihre Tätigkeit sie nicht erfüllte, studierte sie nach 1947 bei Prof. Oberberger an der Akademie der Bildenden Künst in München. Danach war sie zunächst als Kunsterzieherin in Weiden und als Porzellanmalerin für die Firma Rosenthal tätig. Nach 1959 war sie Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Augsburg, dann hatte sie an der dortigen Universität zwischen 1976 und 1984 den Lehrstuhl für Kunsterziehung inne. Hilda Sandtner verstarb 2006 in Augsburg.

Sandtner gestaltete für einige schwäbische Kirchen farbige Fenster und Glasmosaike. Außerdem setzte sie sich intensiv mit der Verarbeitung textiler Materialien auseinander.

Im 19. sowie im frühen 20. Jahrhundert entstanden außerhalb des historischen Stadtkerns von Deggendorf zahlreiche Gebäude. Als die Stadt 1877 an die Waldbahn angeschlossen wurde, befand sich der Bahnhof in der Gemeinde Schaching. Deren Eingemeindung im Jahre 1935 brachte eine Vergrößerung der Fläche der Stadt von ca. 4,5 auf 16 Quadratkilometer mit sich und ermöglichte in der Nachkriegszeit folgende Entwicklung: Man nahm – unter anderem wegen des mit dem Kriegsende einsetzenden Anstiegs der Einwohnerzahl – auf der Basis eines Wirtschaftsplans (1949) die systematische Stadterweiterung in Angriff. So entstanden vor allem nördlich und nordwestlich der Altstadt Wohn- und Gewerbegebiete sowie öffentliche Gebäude.
In diesem Zusammenhang ist die Errichtung der Kirche St. Martin zu sehen. Nachdem Stadtpfarrer Dr. Wilhelm Stich das entsprechende Grundstück schon 1937 erworben hatte, begann man 1951 mit dem Bau des Gotteshauses. 1954 erfolgte dessen Weihe. Das Patrozinium entspricht dem des St.-Martins-Kirchleins, das sich bis um 1880 im Rathaus befunden hat. Mit der Weihe der Kirche St. Martin ging die Gründung der gleichnamigen Pfarrei einher.

1960 brachte man zu beiden Seiten des Chorbogens zwei Wandteppiche nach Entwürfen von Hilda Sandtner an. Diese wurden im Augsburger Kloster St. Ursula aus Leinengarn gestickt. Für die Ausführung war Sr. Regina Holzhauser verantwortlich.

Der linke Teppich hat den heiligen Martin von Tours (4. Jh.) zum Thema, dem die Kirche geweiht ist. Die größte Darstellung zeigt die Mantelteilung. In den vier rechts davon angebrachten Medaillons sind laut Kirchenführer (von oben nach unten) folgende Szenen zu sehen: "Christus offenbart sich dem schlafenden Martin als frierender Bettler", "Martin als Missionar", "Martin als Klostergründer", "Martin erzwingt die Befreiung dreier unschuldig Eingekerkerter"; Im unteren Bereich des Teppichs ist der Tod des Heiligen dargestellt.

Das auf der rechten Seite zu sehende Pendant zeigt Christus als Weltenrichter. Unterhalb des Kreuzes sowie einer Waagschale thront Christus. Zu seinen Füßen sind die fürbittenden Heiligen Maria und Johannes der Täufer angeordnet. Die Einteilung des untersten Bereiches entspricht der im Matthäusevangelium zu findenden Ankündigung des Jüngsten Gerichts („Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken“, Mt 25,33). Daher sind links die Seligen dargestellt, die von Engeln zu dem von Christus ausgehenden Lichtstrahl geleitet werden und durch ein Tor in den Himmel auffahren. Auf der rechten Seite werden die Verdammten in die Hölle gestürzt. (Florian Jung, Kreisheimatpfleger Deggendorf)

Foto: Norbert Neuhofer
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