Fritz Koenig: Wirtschaftsformen
Daten:
Künstler: Koenig, Fritz
Lebensdaten: 1924–2017
Gattung: Plastik/Skulptur
Material: Granit
Datierung: 1955
Adresse: Hindenburgstraße 32, 94469 Deggendorf
Eigentümer: Bundesagentur für Arbeit
Fritz Koenig wurde 1924 in Würzburg geboren und zog 1930 mit seiner Familie nach Landshut. Auf das Abitur folgte 1942 bis 1945 der Kriegseinsatz. 1946 bis 1952 studierte Koenig an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Anton Hiller. In den späten 1950er Jahren beteiligte er sich erstmals an internationalen Ausstellungen unter anderem in Venedig, Rom, Brüssel und New York. 1961 ließen sich der Bildhauer und seine Frau in Ganslberg bei Landshut ein Anwesen mit Atelier- und Stallbau errichten, in dem sie ein Vollblutarabergestüt betrieben. 1964 wurde Koenig auf den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten an der Architektur-Fakultät der TU München berufen. 1967 bis 1971 arbeitete er an der Großen Kugelkaryatide, die in New York vor dem World Trade Center aufgestellt wurde (volkstümlich "The Sphere"; am 11. September 2001 bei der Zerstörung des Gebäudes schwer beschädigt). Nachdem der Besitz von Prof. Fritz und Maria Koenig 1993 in Form einer Stiftung an die Stadt Landshut übergegangen war, konnte 1995 das Skulpturenmuseum im Hofberg eröffnet werden. Frotz Koenig verstarb 2017.
Im 19. sowie im frühen 20. Jahrhundert entstanden außerhalb des historischen Stadtkerns von Deggendorf zahlreiche Gebäude. Als die Stadt 1877 an die Waldbahn angeschlossen wurde, befand sich der Bahnhof in der Gemeinde Schaching. Deren Eingemeindung im Jahre 1935 brachte eine Vergrößerung der Fläche der Stadt von ca. 4,5 auf 16 Quadratkilometer mit sich und ermöglichte in der Nachkriegszeit folgende Entwicklung: Man nahm – unter anderem wegen des mit dem Kriegsende einsetzenden Anstiegs der Einwohnerzahl – auf der Basis eines Wirtschaftsplans (1949) die systematische Stadterweiterung in Angriff. So entstanden vor allem nördlich und nordwestlich der Altstadt Wohn- und Gewerbegebiete sowie öffentliche Gebäude.
In diesem Zusammenhang ist das neu errichtete Arbeitsamt zu sehen. Das im Oktober 1955 bezogene Gebäude galt in der Zeit des Wirtschaftswunders als Symbol für das damalige Fortschrittsdenken, wie aus einem Zeitungsartikel hervorgeht: „Von wo aus man es auch betrachtet – man kann stets nur sagen: Die bisherigen Deggendorfer Maßstäbe hat es alle zusammen über den Haufen geworfen“. Es wird betont, dass der Bau „in seiner Wucht gerade in unserer armen Stadt von geradezu einmaliger Bedeutung ist“ (Deggendorfer Zeitung 03.03.1956). Schon der Titel eines ebenfalls in der Lokalpresse erschienenen Beitrags („Rätselraten um die ‚komischen Löcher‘“) zeigt jedoch, dass sich die Begeisterung für das vor dem Behördengebäude aufgestellte Kunstwerk von Fritz Koenig (Beton mit Granitplatten verkleidet) in engen Grenzen hielt: „Die Deggendorfer, die in den letzten Tagen am neuen Arbeitsamt vorbeikamen, hatten eines gemeinsam: das Kopfschütteln. Verwundert bleiben auch jetzt immer wieder Leute stehen und beäugen, eifrig diskutierend, den großen Granitsteinblock an der Aufgangstreppe (…). ‚So einen verhungerten Bauern und so magere Ochsen haben wir noch nie gesehen. An der Kunst soll man sich doch erfreuen können. Aber daran? Na!‘ (…) Und viele meinen: ‚Das einzig Richtige ist der Name Negativ-Reliefs, weil sie so negativ sind“. Immerhin gab es auch positive Urteile: „Trotz allem: zu dem modernen Gebäude des Arbeitsamtes passen diese Negativ-Reliefs“ (Deggendorfer Zeitung 31.05.1956). (Florian Jung, Kreisheimatpfleger Deggendorf)