Erich Schickling: Grabkirche Deggendorf
Daten:
Künstler: Schickling, Erich
Lebensdaten: 1924-2012
Gattung: Malerei
Material: Glas
Datierung: 1980
Adresse: Michael-Fischer-Platz 1, 94469 Deggendorf
Erich Schickling wurde 1924 bei Jägerndorf (Ostmähren) geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste in München und lebte später in Eggisried bei Ottobeuren (Allgäu). Er schuf zahlreiche Glasfenster und Wandarbeiten zum Themenkomplex „Altes und Neues Testament“. Den Nachlass des 2012 verstorbenen Künstlers bewahrt die in Eggisried ansässige Erich-Schickling-Stiftung.
Die Heilig-Grabkirche St. Peter und St. Paul in Deggendorf wurde im 14. Jahrhundert errichtet und vor allem während der Barockzeit sowie im späten 19. Jahrhundert umgestaltet. Große Bedeutung erlangte das Gotteshaus wegen der über Jahrhunderte begangenen Wallfahrt zur Deggendorfer Gnad, die auf die Legende einer in Wahrheit nicht stattgefundenen Hostienschändung durch die Juden der Stadt zurückgeht.
1980 wurden drei von Erich Schickling entworfene Glasfenster mit Motiven aus dem Alten und dem Neuen Testament, die mittels einer privaten Stiftung finanziert worden waren, in das neogotische Fenstermaßwerk des Chors integriert. Während der um 2010 erfolgten Renovierung wurden die Fenster zunächst entfernt und durch eine provisorische Schutzverglasung ersetzt, später jedoch wieder angebracht.
Das erste Fenster zeigt (von unten) Motive, die sich auf das Schicksal des Volkes Israel im AT beziehen: Ein Engel bringt Elia in der Wüste Speise und Trank. Mose schlägt mit seinem Stab an einen Felsen, aus dem Wasser entspringt. Das Volk Israel sammelt das Manna auf, dahinter ist die aufgerichtete Kupferschlange zu sehen. Während des Pessach-Mahls verschont ein Engel die Häuser, deren Türbalken mit dem Blut des Lammes bestrichen sind. Es folgen oben eine Kombination aus dem Baum des Lebens und dem Gekreuzigten (NT).
Auf dem mittleren Fenster sind (von unten) die Tischgemeinschaft des Abendmahls, das Lamm Gottes und das Auge Gottes zu sehen.
Das rechte Fenster zeigt (von unten, zunächst AT) König David, der mit der Harfe um die Bundeslade tanzt, die von vier Männern getragen wird. Erzvater Abraham und König Melchizedek feiern ein unblutiges Opfer (Brot und Wein). Der Knabe mit zwei Fischen und fünf Broten steht für die Speisung der 5000. Den oberen Abschluss bildet die Emmaus-Szene (Christus zwischen zwei Jüngern, jeweils NT).
In den 1980er Jahren brachte man zwei weitere von Erich Schickling entworfene Fenster in der Grabkirche an. Sie wurden von der Firma „Glasmalerei Schwarzmayr“ (Regensburg) gefertigt, fanden ihren Platz im neogotischen Fenstermaßwerk der rechten hinteren Seitenkapelle und beziehen sich auf den heiligen Judas Thaddäus, der zu den 12 Aposteln gehörte und laut Legende als Missionar in Persien mit einer Keule erschlagen wurde.
Auf dem linken Fenster ist der Heilige im Kerker mit der Keule zu sehen. Dass diese grün dargestellt ist, bringt – trotz der Hinrichtung des Judas Thaddäus – das Wachstum beziehungsweise das göttliche Wort im Zusammenhang mit dem Martyrium zum Ausdruck. Durch das Fenster scheint die Sonne, darüber ist die Heilig-Geist-Taube angeordnet.
Das rechte Fenster zeigt oben die Arche Noah (das Zeitliche), der Regenbogen symbolisiert den Friedensbund zwischen Gott und den Menschen. Der darunter zu sehende strahlende Pfingstgeist stellt die Verbindung mit dem Ewigen her. Den unteren Abschluss bilden Christus und sein Lieblingsjünger Johannes beim letzten Abendmahl.
(Erich-Schickling-Stiftung und Florian Jung, Kreisheimatpfleger Deggendorf)
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